Digitale und mobile Gesundheitsanwendungen sind auf dem Vormarsch. Sie eröffnen ein großes Potenzial nicht nur für die Therapiebegleitung:
- Die selbstinitiierte Sammlung körperlicher und psychischen Daten erfordert eine aktive und bewusste Auseinandersetzung mit dem eignen Körper, den eigenen Gedanken und Emotionen – etwas, was zu einem wichtigen Aspekt therapeutischer Arbeit gehört.
- Die Selbstreflektion der gesammelten Daten ermöglicht ein besseres Verständnis der individuellen Erkrankung, der Krankheitsgeschichte sowie positiver und negative Einflussfaktoren auf die persönliche Entwicklung. Auf diese Weise kann ein Lernprozess in Gang gesetzten werden, in dem die PatientIn sich zunehmend Wissen über sich aneignet und so zur ExpertIn ihrer Erkrankung sowie ihrer Bedürfnisse und Probleme wird. Dies führt zu einer Stärkung der Position der PatientInnen gegenüber ihren BehandlerInnen; sie können sich aktiver und emanzipierter in die Gestaltung der eigenen Therapie einbringen und z. B. für sie passende Behandlungsstrategien begründen und aushandeln. („Shard-Decision-Making“).
- Im Einverständnis mit den PatientInnen geteilte Daten, die über digitale Anwendungen gesammelt wurden, geben den Aushandlungsprozessen zwischen PatientIn und BehandlerIn auch als „weiche“ Daten eine Basis, die wertvolle Informationen für Diagnostik und Therapie liefern, weil sie unmittelbar aus dem Lebensalltag der PatientInnen stammen.
- Digitale Anwendungen schaffen die Basis, um eigene Einflussmöglichkeiten auf den Erfolg einer Therapie zu erkennen und die Wahrnehmung der Eigenverantwortung zu stärken – ein Schlüssel für die erfolgreiche Bewältigung der vielen Herausforderungen, die mit langgezogenen Therapien immer verbunden sind.
Diese innovativen Möglichkeiten sollen mit Checkpoint-S auch Menschen in Substitutionsbehandlung und damit einer vielfach sozial benachteiligten, vulnerablen PatientInnengruppe zugänglich gemacht werden. Wir gehen davon aus, dass ein Ausschluss aus dem ständig fortschreitenden Prozess der Digitalisierung von Gesundheitsanwendungen und damit auch der Nutzung ihres therapeutischen Potenzials auf lange Sicht zu einer weiteren sozialen Benachteiligung dieser Gruppe führt.
In dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt geht es darum
nachzuweisen, dass auch diese PatientInnengruppe von einer digitalen
Anwendung profitieren kann, wenn diese entlang der Interessen
SubstitutionspatientInnen entwickelt wird. Zentrales Bemühen im
Forschungsprojekt ist deshalb, die Mitwirkung von PatientInnen an diesem
Entwicklungsprozess zu ermöglichen.