26.10.2021

Ergebnisse & Fazit des Praxistest

Von Mai bis August 2021 haben wir unsere Checkpoint-S-App einem Praxistest unterzogen. Getestet wurde dabei die Version 6.0 unserer App durch BehandlerInnen und deren PatientInnen bzw. KlientInnen. Die Idee dabei war, dass die App über drei Monate zum festen Bestandteil der Behandlung bzw. Beratung (Substitution, Psychotherapie, psychosoziale Betreuung) werden sollte. Empirisch begleitet wurde das Ganze von einer Befragung vor und nach dem Test. Als TeilnehmerInnen wurden solche PatientInnen ausgewählt, die die App bislang weder kannten noch benutzt haben. So wollten wir einen möglichst unvoreingenommen Blick auf die Checkpoint-S-App gewährleisten. Die Zielsetzungen und Fragestellungen unseres Praxistests waren:

  • Prüfung des User-Centered-Designs: Decken sich Funktionen & Inhalte der App mit Lebensrealität & Bedürfnisse der Zielgruppe?
  • Behebung von Software- & Kompatibilitätsprobleme: Gibt es spezifische, sich widerholende Bugs von denen NutzerInnen berichten?
  • Prüfung der Usability: Wie steht es um die Gebrauchstauglichkeit und Funktionalität der App?
  • Erschließung von Use Cases der App: Auf welche Art und Weise wird die App in das Behandlungssettings eingebunden?
  • Erschließung von Veränderungen in der Wahrnehmung der Eigenverantwortung: Wirkt sich die App-Nutzung auf die Wahrnehmung der Eigenverantwortlichkeit für den Therapieerfolg aus? Wenn ja, in welcher Form?
  • Erschließung von Veränderungen des therapeutische Verhältnisses: Wirkt sich die App-Nutzung auf das therapeutische Verhältnis zwischen BehandlerIn und PatientIn aus? Wenn ja, in welcher Form?

Für unseren Test konnten wir 8 BehandlerInnen aus Einrichtungen der Suchtkrankenhilfe in Berlin, Halle, Münster und Augsburg gewinnen. Diese waren überwiegend weiblich (7 von 8), zwischen 31 – 50 Jahre alt und als SozialarbeiterInnen (5 von 8) oder als SubstitutionsärztInnen (3 von 8) tätig. Ebenso konnten wir insgesamt 11 PatientInnen / KlientInnen gewinnen. Zwei BehandlerInnen haben dabei mit jeweils zwei PatientInnen / KlientInnen teilgenommen. Eine weitere BehandlerIn hat an der Abschlussbefragung nicht teilgenommen, weshalb sie nicht mitgezählt wurde. Die zugehörige PatientIn hat die abschließende Befragung jedoch absolviert. Die teilnehmenden PatientInnen / KlientInnen waren ebenso überwiegende weiblich (6 von 11) und zwischen 31 – 40 Jahre alt. Die TeilnehmerInnen befanden sich zwischen 6 und 24 Jahren in Substitution.

Zu den Ergebnissen:

  • Zur Prüfung des User-Centered-Designs ist festzuhalten, dass die teilnehmenden PatientInnen / KlientInnen sehr zufrieden mit der App, deren Design und Funktionen waren. In einigen Fällen gab es Verwirrungen, da angenommen wurde, dass zwingend alle Tagebücher der App genutzt werden müssten. In manchen Fällen hat dies zu einem Gefühl der Überforderung und Demotivierung geführt. Aufgabe unsere Teams wir es zukünftig sein, deutlicher zu machen, dass NutzerInnen frei entscheiden können, welche Tagebücher sie nutzen wollen und welche nicht.
  • Software- & Kompatibilitätsprobleme konnten nicht festgestellt werden. Die wenigen Fehler und Abstürze, von denen berichtet wurde, sind auf defekte oder überfrachtete Smartphones zurückzuführen.
  • PatientInnen / KlientInnen bescheinigen der App ein gute bis sehr gute Usability. Kritik auf Seiten der BehandlerInnen bezieht sich darauf, dass die App in erster Linie für solche Menschen in Substitution geeignet ist, die bereits länger in Behandlung sind und eine gewisse Stabilität zeigen. Für diese kann die App ein wichtiges und sinnvolles Tool sein. Für ehr chaotische, instabile oder wenig technikaffine substituierte Menschen erscheint die App als ungeeignet.
  • Die Use Cases der App sind sehr vielfältig und reichen von der Dosiseinstellung des Substituts und der Einnahmekontrolle bei Take-Home-Patienten, über den Einsatz für die Erschließung von Konsummustern oder innerhalb von Konsumkontrolltrainings bis hin zur Dokumentation von Gefühlschwankungen.
  • Hinsichtlich Änderungen an der Wahrnehmung der Eigenverantwortung oder dem therapeutischen Verhältnisses konnte unser Praxistest keine statistisch signifikanten Ergebnisse liefern. Pandemiebedingt musste der Testzeitraum deutlich verkürzt werden, während gleichzeitig nur wenige TeilnehmerInnen gewonnen werden konnten. Auf dieser Basis konnten, wie sich zeigte, keine verallgemeinerbare Ergebnisse geliefert werden.

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals herzlich bei allen TeilnehmerInnen für Ihre Unterstützung bedanken!